Ob König Charles III jemals “The King” sein wird, so wie seine Mutter, Königin Elisabeth II “The Queen” war?
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Elisabeth war nicht eine Frau, die auch Königin war.
Sie WAR die Queen. Ich kann mich nicht erinnern, das ich je einen anderen Menschen wahrgenommen habe, der so sehr das Amt verkörperte, das sie/er repräsentierte.
In vergangenen Zeiten mag es so etwas gegeben haben. Heute, in Zeiten, in denen Macht in der Regel auf Zeit vergeben wird, nachdem eine Person in ein Amt gewählt wurde, gibt es das nicht.
Die Queen war eine Mensch gewordene Institution. Dass das so sein konnte, war wahrscheinlich erst mal ein Zufall, bei dem sich viele Aspekte in erstaunlicher Weise zueinander gefügt haben.
Nicht als Thronfolgerin geboren, sondern dazu erst als Kind geworden. Eine Frau, die an ihrem 21. Geburtstag ein Bild davon hatte, was das wesentliche Element ihrer Regentschaft sein sollte. Die das öffentlich bekannt hat.
Eine Frau, die sich mit 13 verliebt hat und den einen Mann in ihrem Leben 82 Jahre später beerdigt hat.
Eine Frau, die 75 Jahre lang genau das getan hat, was sie mit 21 gelobt hat, zu tun.
Eine Frau, die sich und ihr Amt wichtig genommen hat, möglicherweise, weil das der einzige Weg ist, wie dieses Amt Bedeutung haben kann.
Eine Frau, die weder die Work-Life-Balance in den Vordergrund gestellt hat, noch sich von ihrer Rolle als Mutter davon hat abbringen lassen, ihren Job zu machen.
Eine Frau, die offenbar mit einer Konstitution gesegnet war, die ihr das ermöglicht hat.
Als Feministin sehe ich das alles kritisch. Als Vorbild für die meisten Frauen wäre das fatal.
Man stelle sich vor, die junge weibliche Führungskraft von heute ginge für ein halbes Jahr auf Dienstreise. Ohne Handy, ohne Internet. Die Kinder zu Hause, nicht beim Vater, denn ist mit auf der Reise.
Viele Menschen würden den Kopf schütteln und sich fragen, ob die junge Frau die richtigen Prioritäten setzt in ihrem Leben.
Die Queen wurde respektiert dafür, dass sie ihre Pflichten so wichtig nahm und über alles gestellt hat.
Für sie in der Rolle, die sie innehatte, als Queen war es offenbar das Richtige, sich so zu verhalten. Wir werden nie wissen, was gewesen wäre, wenn sie sich anders entscheiden hätte in ihrem Leben. Vielleicht gäbe es keine Monarchie mehr in GB?
Was genau sie damit bewirkt hat, werden wir vielleicht erst in den nächsten Jahrzehnten erfahren oder auch selbst sehen und ermessen können.
Ich bin vor einigen Jahren einmal im Buckingham Palace gewesen. Im Sommer, wenn die Öffentlichkeit für eine kurze Zeit einige wenige Räumlichkeiten betreten darf. Es gab dort eine Ausstellung über die Kindheit von Royals hinter Palastmauern. Es war besonders, in einem bewohnten königlichen Palast zu sein.
Näher bin ich der Queen nie gekommen.
Ich habe die alte Dame seit einigen Jahren sehr dafür bewundert, wie sie diese Rolle, dieses Amt getragen hat. Wie sie sich selbst als Mensch zumindest öffentlich so weit zurückgenommen hat, dass das Amt, von ihr verkörpert, wirken konnte.
Und nun? Wir werden sehen…